10.Februar 2018
veröffentlicht von: Andrea Böttcher,
Kinderkrankenschwester
Fachkraft für Stillförderung, Laktationsberaterin, Stillbeauftragte für die Klinik
Referentin für Stillen und Säuglingsnahrung
Wer kennt diesen Satz oder diese Situation nicht. Am späten Nachmittag oder am Abend, ganz egal. Irgendwann ist es soweit: Das Kind ist super unruhig und würde am liebsten die ganze Zeit gestillt und getragen werden, am besten beides gleichzeitig und das notfalls bitte über Stunden.
Genau dieses Szenario hatte ich mit zwei meiner drei Kinder auch recht ausgeprägt. Besonders mein ältester wollte ab 21Uhr nur noch geschleppt und gestillt werden. Nicht selten habe ich dann im Laufen gestillt. Er war sehr klein und zart, da ging das ganz gut. Aber es war wirklich jeden Abend gleiche, für gut 2 Stunden und dann schlief er ein.
Clusterfeeding…
nennt man dieses Phänomen. Ich denke min. 90% der Eltern kennen es, vielleicht auch nicht unter diesem Namen.
Clusterfeeding kommt aus dem englischen und bedeutet soviel wie „Anhäufung von Mahlzeiten in kurzer Zeit“. Es ist bei Babys hormonell gesteuert und wirklich alle Babys „clustern“ zwischenzeitlich und es ist eine ganz normale Reaktion und hat nichts damit zu tun, das Ihr zu wenig Milch habt!
Im Gegenteil, durch das Clusterfeeding sichern sich die Kinder so zu sagen ihren Milchbedarf für die nächsten Stunden bzw. den nächsten Tag.
Die Nachfrage regelt das Angebot, je öfter das Kind an der Brust trinkt, desto mehr Milch wird produziert.
Durch das Clustern signalisiert das Baby: ich brauche Milch, bitte noch mehr produzieren, auch wenn ich gleich mal länger schlafe.
Genau das passiert nämlich meist nach dem Clustern – die Babys fallen in einen recht tiefen Schlaf, der etwas länger dauert als gewöhnliche Schlafphasen.
Es wird vermutet das Baby durch das Clustern versucht seinen Verdauungstrakt vollständig zu füllen und so eine längere Schlafphase gut und sicher zu überstehen, ohne zu Hungern.
Die Muttermilch ist im Regelfall etwa nach 90 Minuten verdaut, nach dem Clustern schlafen Babys aber meist 2-4 Stunden.
Mit Muttermilch kein Problem denn genau das macht sie so besonders und nicht vergleichbar mit Ersatznahrung. Muttermilch ist so zusammengesetzt, das sie leicht verdaulich ist, ohne den Körper des Babys zu belasten. Ihr könnt euer Babys daher mit Muttermilch auch nicht überfüttern. Ersatznahrung liegt dagegen viel schwerer im Magen und benötigt länger im Verdauungstrakt. Beide haben aber etwa die selbe Kalorienzahl! Ersatznahrung ist also nicht sättigender als Muttermilch!
Regine Gresens, Hebamme und Still- und Laktationsberaterin IBCLC erklärt es auf ihrer Seite Stillkinder.de noch genauer:
„Mein Baby möchte oft wieder trinken, nachdem es etwa zehn Minuten vorher gerade fertig geworden ist.
In den ersten Tagen wird sein Hunger teilweise von einem Hormon, genannt Cholecystokinin oder CKK, gesteuert. Ein hoher Hormonwert sagt ihm, dass es satt ist. Ein niedriger Wert teilt ihm mit, dass es Hunger hat.
Nach ungefähr zwanzig Minuten Saugen, sagt ihm sein CCK-Wert, dass es satt ist … aber er sinkt nach weiteren zehn oder zwanzig Minuten wieder, deshalb denkt es, es hat schon wieder Hunger.
Diese Schlaufe kann sich mehrere Male wiederholen, man nennt es ein „Clusterfeeding“, d.h. gehäuftes Trinken, bevor es dann in einen tiefen, langen Schlaf fällt. Wahrscheinlich ermöglicht ihm diese Methode sein gesamtes Verdauungssystem zu füllen, so dass es sich erlauben kann, länger zu schlafen ohne einen übergroßen Hunger zu riskieren.
Ihre Milch ist nach etwa neunzig Minuten voll verdaut, daran können Sie sehen, warum es mehrmals „voll tanken“ möchte, bevor es eine große Pause macht.
Und Sie können erkennen, warum das Ruhighalten mit einem Schnuller seine Gewichtszunahme beeinträchtigen kann. Denken Sie daran, es war das Saugen, nicht das Schlucken, das ihm mitgeteilt hat, dass es satt ist.“
Also bitte versucht durchzuhalten, ja es ist anstrengend, aber alle Clusterphasen gehen vorbei.
Macht es Euch mit Baby bequem, oder schlaft gemeinsam und stillt dabei im Liegen, es geht!
Bitte nehmt das Clustern nicht als Grund Euer Babys zuzufüttern! Ehrlich das geht nach hinten los! Dann werdet ihr mit der Milchbildung Probleme bekommen, besonders wenn nächtliche Stillmahlzeiten weg fallen. Denn nachts werden die milchbildenden Hormone am stärksten ausgeschüttet.
Hinzu kommt das sich euer Kind auf den Sauger prägen kann und dann der Brust vorzieht. Babys sind zwar klein, aber nicht doof. Aus der Flasche kommt halt ab dem ersten Saugen auch was raus, bei der Brust nicht.
Fazit: Flasche ist einfacher, schneller, mehr Ersatzmilch. Aber auch: mehr Koliken, mehr spucken, mehr Aufwand für Mama.
Muttermilch ist einfach unschlagbar!
Liebe Grüße und bis bald,
Copyright © 2018 Andrea Böttcher
Und wenn Du weitere Informationen benötigst oder Beratungsbedarf hast, melde Dich einfach bei mir! Ich unterstütze und berate Dich gerne! einfach hier Klicken