02. März 2018
veröffentlicht von: Andrea Böttcher,
Kinderkrankenschwester
Fachkraft für Stillförderung, Laktationsberaterin, Stillbeauftragte für die Klinik
Referentin für Stillen und Säuglingsnahrung
Ich weiß nicht, wie oft ich diesen oder ähnliche Sätze bereits gehört habe. Leider lässt er sich auch kaum aus den Köpfen der Menschen entfernen.
Fast jedes frischgebackene Elternpaar kommt kurz über lang mit solch einer Frage oder wird über die Familie, Freunde und Bekannte damit konfrontiert.
Es hilft also nur unbeirrte Aufklärungsarbeit an allen Fronten!
Natürlich dürft Ihr Medikamente auch in der Stillzeit nehmen!
Auch wenn Ihr "nur" erkältet seid!
Wenn Ihr Medikamente einnehmt, gehen die nicht eins zu eins in gleicher Dosis in die Muttermilch über - auch nicht, wenn sie Alkohol enthalten. Medikamente können sich aber zum Beispiel auf die Milchbildung und den Geschmack der Milch auswirken, wodurch es zu Problemen und Trinkunlust bei Euren Kindern kommen kann.
Aber es empfiehlt sich, auf ein Paar Dinge zu achten:
Dauermedikation:
Wenn Ihr dauerhaft Medikamente einnehmen müsst, dann macht Ihr das nicht aus Spaß, sondern weil es nötig ist. In der Regel liegt eine Erkrankung vor. Meist wird dann bereits in der Schwangerschaft geprüft, ob die Medikamente unproblematisch für die Schwangerschaft und eine mögliche Stillzeit sind. Sollte es hier Unklarheiten geben, wird der Arzt das Präparat und/oder die Dosis verändern.
Für die Stillzeit gilt ein ähnliches Verfahren. Es gibt viele Medikamente, die heutzutage als stillfreundlich gelten. Allerdings ist es möglich, dass Ihr regelmäßig zur Untersuchung müsst, um zum Beispiel Eure Blutwerte kontrollieren zu lassen.
Das klassische Beispiel ist hier die Schilddrüse. Aufgrund der ständig veränderten hormonellen Lage in Schwangerschaft und Stillzeit sollten auch die Schilddrüsenwerte in der Stillzeit regelmäßig, meist alle 3-4 Monate, kontrolliert werden und die Dosis der Schilddrüsenmedikamente entsprechend angepasst werden.
Medikamente bei akuten Erkrankungen
Wenn Ihr akut krank seid, gehört Ihr ins Bett und ggf. zum Arzt! Besonders wenn es Euch so schlecht geht, dass Ihr ein Medikament einnehmen wollt, solltet Ihr vorher an folgendes denken:
- Ist ein Medikament bereits nötig oder können Hausmittel auch helfen?
- Was habe ich für Symptome? Bei akuten Schmerzen, hohem Fieber, Kreislaufbeschwerden, Probleme mit der Atmung etc. gehört Ihr sofort zum Arzt und nicht nur in die Apotheke!
- Jede Erkrankung benötigt Zeit und Ruhe, um sich auszukurieren, also Verstärkung organisieren!
- Nicht nur ein Medikament kann sich auf die Muttermilch auswirken, auch bei Fieber, Stress, Schlafmangel und Schmerzen kann die Milchmenge zurückgehen!
- Die meisten Medikamente gehen ursprünglich auf Pflanzengifte zurück. Je nach Dosis haben Pflanzen heilende oder giftige Wirkung. So kann Salbei beispielsweise in großen Mengen und bei empfindlichen Frauen die Milchmenge reduzieren und wird auch zur Unterstützung beim Abstillen genutzt.
- Wenn sich ein Medikament auf die Verkehrstüchtigkeit auswirkt, Euch müde und schläfrig macht, nehmt dann bitte Euer Baby nicht mehr mit ins Bett! Die Medikamente beeinflussen Euren Schlaf. Es ist möglich, dass Ihr nicht mehr ausreichend auf Euer Baby reagieren könnt. So kann es zu gefährlichen Situationen kommen!
Die Erkältungs- und Grippewelle findet langsam seinen Höhepunkt - nehmen wir das als Beispiel: Unterstützende Hausmittel in der Erkältungszeit:
- Erkältung und grippaler Infekt werden meist durch Viren verursacht, daher wird nur symptomatisch behandelt, Dauer: 7-10 Tage, mit oder ohne Behandlung!
- Hautkontakt/Körperkontakt löst ein Feuerwerk an Reaktionen im Körper aus, die sich positiv auf die Abwehr auswirken
- Frische Luft und regelmäßiges Lüften
- Befeuchtung der Raumluft
- Viel trinken! Das bedeutet: 30 ml Flüssigkeit pro kg Körpergewicht
- Regelmäßiges Händewaschen - denn: auf Türklinken halten sich Erkältungsviren ca. 6 Stunden, auf Geldscheinen 14 Tage!
- Obst und Gemüse immer waschen
- Ruhe und Schlaf
- Papiertaschentücher statt Stofftaschentücher
- Oberkörper erhöht lagern beim Schlafen
- Pflege der Haut im Nasenbereich
- Korrektes Naseputzen, Niesen, Husten in die Ellbeuge
- ggf. Menschenmengen meiden
Medikamente:
- Paracetamol und Ibuprofen sind Mittel der Wahl in der Stillzeit, sollten aber auch immer ärztlich verordnet bzw. die Einnahme ärztlich abgeklärt werden!
- Frage: Ist die Tablette wirklich nötig? Wenn Ja: Geh zum Arzt!
- Pflanzliche Mittel sind nicht weniger wirksam oder „harmloser“ als chemische Wirkstoffe und können den Geschmack der Muttermilch verändern.
- Beratung in der Apotheke in Anspruch nehmen Tipp: babyfreundliche Apotheken haben extra geschultes Personal für Schwangere und stillende Frauen!
- Gib Monopräparaten den Vorzug und meide nach Möglichkeit Kombimittel! Viele Kombimittel enthalten problematische Wirkstoffe für stillende Frauen. Auch für Papa gilt die gleiche Regel! Denn problematische Wirkstoffe wie zum Beispiel ätherische Öle, wie sie gerne in Erkältungsmitteln verwendet werden, können im schlimmsten Fall lebensgefährlich für ein Baby sein! Erkältungsmittel mit Kampfer, Eukalyptus, Pfefferminze, Menthol, Cineol gehören in diesen Bereich!
Das hilft Mama (außerhalb der Schwangerschaft!) und Papa:
- bei Halsschmerzen: Islamoos, Salbei (kann aber milchreduzierend wirken)
- bei Husten: Präparate mit Efeu, Primel, Thymian, Zwiebel-Honig Sirup
- bei Schnupfen: NaCl Nasentropfen, abschwellende Nasentropfen
- Wickel und Auflagen mit Kartoffel, Zwiebel, Quark etc.: Buchtipp dazu: "Der kleine Hustenzwerg"
Alles hier genannte kann den Heilungsprozess unterstützen, muss aber nicht. Ich gebe hier keine Garantie für schnellere Genesung, für Risiken und Nebenwirkungen! Fragt bitte auch immer Euren Arzt oder Apotheker!
Noch Fragen????
Dann schaut einfach unter www.embryotox.de oder www.reprotox.de!
Hier bekommt Ihr Infos zur Einnahme und Verträglichkeit von Medikamenten in Schwangerschaft und Stillzeit! Ärzte können hier auch einfach anrufen und werden telefonisch beraten. Eine erste Anlaufstelle kann aber auch Eure Hebamme, die Stillberaterin und natürlich die Apotheke sein. Embryotox und Reprotox helfen aber auf jeden Fall weiter, wenn die anderen sich nicht sicher sind.
Auf Eure Gesundheit!
Liebe Grüße und bis bald,
Copyright © 2018 Andrea Böttcher
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