11.07.2018
veröffentlicht von: Andrea Böttcher,
Kinderkrankenschwester
Fachkraft für Stillförderung, Laktationsberaterin, Stillbeauftragte für die Klinik
Referentin für Stillen und Säuglingsnahrung
In dieser Reihe möchte ich heute einmal die alternative Fütterungsmethode des Bechern vorstellen. Mir ist wichtig das Ihr Euch im klaren darüber seid, dass es immer eine Alternative zur Flasche gibt.
Aber jede Art der alternativen Fütterung muss auf die Situation und die individuellen Bedürfnisse von Eurem Kind und Euch abgestimmt sein.
Bitte versucht niemals einfach auf eigene Faust etwas aus, sondern informiert Euch und lasst Euch fachkundig beraten und praktisch anleiten. Es reicht nicht aus, nur mal gehört zu haben wie es funktioniert. Jede Art der Fütterung hat Vor-, aber auch Nachteile und kann auch Risiken bergen. Zudem eignet sich nicht jede Methode zu jedem Zeitpunkt.
Besonders bei kranken Kindern, Frühchen, saugschwachen Kindern oder Kindern mit Gedeihstörungen oder anderen Beeinträchtigungen gilt es sehr genau zu betreuen und zu beobachten. Hier kann es von Nöten sein das Ihr vielleicht täglichen telefonischen Kontakt mit einer Still- und Laktationsberaterin/Stillbeauftragte in der Klinik haben müsst.
Zudem sind hier die Grenzen der ehrenamtlichen Stillberatung unter Umständen auch erreicht.
Bechern - Was ist das?
Mit der Becherfütterung ist die Verabreichung von Muttermilch oder künstlicher Säuglingsnahrung an ein Baby gemeint, das zu schwach oder nicht angemessen saugt oder aber auch von seiner Mutter getrennt ist. Hierzu zählen Kinder, die frühgeboren oder aus einem anderen Grund saugschwach sind, die Spaltfehlbildungen haben oder auch voll ausgetragene Kinder, die aus irgendeinem medizinischen Grund gefüttert oder nahrungsergänzend gefüttert werden müssen, obwohl sie eigentlich Stillkinder sind.
Wichtig ist in allen Fällen, das die Kinder über eine Koordination von Lippe-Zunge-Schlucken verfügen. Die Kinder dürfen keine neurologischen Defizite aufweisen, nicht lethargisch und sehr schläfrig sein und auch keinen schwachen Würgereflex haben, da sonst Aspirationsgefahr besteht.
Wie geht´s?
Dabei wird ein kleiner Becher etwa zu Hälfte gefüllt, das sind meist nur etwa 10ml. Der Becher verfügt über eine abgerundete Kante. Diese wird dem Kind an die Unterlippe angelegt, (bitte keinen Druck erzeugen) wodurch ein Stimulus ausgelöst wird. Je nach Alter der Kinder schlecken sie die Milch aus dem Becher oder nippen daran.
Als Becher gibt es spezielle Ausführungen, aber es eignet sich auch ein dickwandiges Schnappsglas ganz hervorragend für kleine Mengen. Bei größeren Mengen haben sich Kunststoff oder Melamin Trinkbecher bewährt. Wichtig ist einfach, das sie gut in der Hand liegen.
Das Kind muss also nicht Saugen um an seine Milch zu gelangen, sondern nur sein Hungerzeichen deutlich machen.
Dann wird es am besten etwas eingepackt, damit die Arme und Hände nicht den Becher wegstoßen. Das Baby wird dann in etwas aufrechter Position gehalten und abgestützt. Und schon geht´s los.
Aber: Nicht schütten, sonst besteht Aspirationsgefahr! Das Kind bestimmt die Geschwindigkeit und holt sich wann es etwas möchte.
Im Handel ist auch die Komfort-Variante für das Bechern zu bekommen, der SoftCup. Vorteil: er fasst rund 80ml Milch in einem geschlossenen System. Vorne ist dann eine Art Löffel-Mundstück aus weichem Silikon angebracht. Durch das zusammendrücken der Seiten füllt sich der Löffelaufsatz mit Milch und das Kind kann schlecken.
Die Wahrscheinlichkeit hier etwas zu verschütten ist geringer und durch das geschlossene System kann der Rest Muttermilch aus dem Behälter, wenn er frisch abgepumpt wurde, auch noch umgefüllt, in den Kühlschrank und für die nächste Mahlzeit gelagert werden.
Der Umgang mit dem "einfachen" Bechern muss genauso wie mit dem SoftCup erst einmal von den Eltern und auch dem Kind etwas geübt werden. Etwas Zeit und Geduld ist nötig, manchmal klappt es aber auch direkt.
Liebe Grüße und bis bald,
Copyright © 2018 Andrea Böttcher