27. Juli.2018
veröffentlicht von: Andrea Böttcher,
Kinderkrankenschwester
Fachkraft für Stillförderung, Laktationsberaterin, Stillbeauftragte für die Klinik
Referentin für Stillen und Säuglingsnahrung
Seit weit mehr als dreißig Jahren gibt es bereits den Glauben das Babys und Kleinkinder im ersten Lebensjahr zusätzlich Wasser brauchen, besonders wenn es heiß draußen ist. Daher möchte ich als erstes ein ganz klares Statement dazu abgeben:
Nein, Babys benötigen keine zusätzliche Flüssigkeit.
Und genauso verhält es sich auch bei Kindern im ersten Lebensjahr,
die noch weniger als drei volle Beikostmahlzeiten am Tag verzehren.
Wasser, Tee – wieso? Was glauben die Menschen eigentlich woraus Muttermilch besteht? Auch Muttermilch besteht zu 87% aus Wasser. Darin sind die ganzen anderen Inhaltsstoffe gelöst. Und auch Pre, als die Anfangsnahrung die nicht oder nicht voll gestillte Babys im gesamten ersten Lebensjahr bekommen wird mit Wasser angerührt. Auch hier liegt der Wasseranteil bei etwa 87% der Nahrungsmenge.
Wichtig zu wissen ist, dass sich die Muttermilch während einer Stillmahlzeit verändert. Zu Beginn fließt eher eine durstlöschendere Milch die dann durch eine fettreichere Milch ergänzt wird. Oft trinken Stillkinder daher viele kurze Mahlzeiten, einfach um Ihren Durst zu stillen.
Also bitte keine Sorge, das ist ganz normal und hat nichts mit einer zu geringen Milchmenge zu tun. Auch den ganz Kleinen machen sommerliche Temperaturen zu schaffen. Daher gehören Sie zur Siesta-Zeit, also zwischen 11 Uhr und 15 Uhr gar nicht nach draußen. Danach sollte man es von den Temperaturen abhängig machen und sich wenn ausschließlich im Schatten aufhalten.
Stille dein Kind einfach ganz nach Bedarf, dann wird es auch ausreichend mit Flüssigkeit versorgt. Gleiches gilt für Kinder die mit Pre-Anfangsnahrung gefüttert werden, auch hier einfach auf den individuellen Bedarf eingehen. Ihr könnt die Kinder damit nicht überfüttern und in der Regel nimmt sich ein Kind nur das, was es auch benötigt.
Hier funktioniert das natürliche Sättigungsverhalten nämlich noch.
Zum Thema Tee möchte ich noch folgendes erwähnen. Tee enthält, neben Wasser, ja auch noch ganz unterschiedliche Wirkstoffe. Tee kann, in Apothekenqualität und entsprechend zubereitet, als Arzneimittel eingesetzt werden, besonders bei Blähungen und Koliken.
Aber damit hat er auch entsprechende Wirkung und Nebenwirkung und ist nicht zum dauerhaften Einsatz oder als Nahrungsersatz oder zum Anrühren einer Säuglingsnahrung gedacht. Also bitte lasst den Tee weg.
Nebenwirkungen von Wasser?
Ja, auch das gibt es.
Man nennt es Wasservergiftung. Die Nieren der Babys sind einfach großen Mengen reinen Wassers nicht gewachsen. Sie können große Mengen Wasser nicht schnell genug verarbeiten und ausscheiden. So kommt es, das der Natriumgehalt im Blut der Kinder sehr stark verdünnt wird und es zu starken Mangelerscheinungen kommt, die unbehandelt schwere Schäden und unter Umständen auch lebensgefährlich sein können.
Kinder die bereits Beikost erhalten, sind weniger gefährdet, da sie mit dem Essen auch zusätzlich Natrium, also Salz aufnehmen.
Wer darf zusätzlich Wasser erhalten?
Kinder die unter Verstopfung leiden, können zusätzlich Wasser angeboten bekommen, wenn ein Kinderarzt dies für nötig hält und das vorgehen entsprechend begleitet. Selbst bei Magen- und Darm-Erkrankungen reicht oftmals das Stillen bzw. die Pre-Nahrung aus. Und diese Erkrankung gehört vom Kinderarzt behandelt. Sollte mehr Flüssigkeit von Nöten sein, wird er ein Elektrolytpräparat verschreiben oder das Kind in eine Klinik einweisen. In einem solchen Fall reicht einfaches Wasser nämlich auch nicht aus.
Also Bitte: Bei sommerlicher Hitze nach Bedarf Stillen und Pre füttern,
auch wenn das vielleicht 15-20 kleine Mahlzeiten pro Tag bedeutet.
Liebe Grüße und bis bald,
Copyright © 2018 Andrea Böttcher