20. September 2018
veröffentlicht von: Andrea Böttcher,
Kinderkrankenschwester
Fachkraft für Stillförderung, Laktationsberaterin, Stillbeauftragte für die Klinik
Referentin für Stillen und Säuglingsnahrung
Diese Aussage gehört auch zu den klassischen Mythen und Märchen. Denn Fakt ist, die Milchmenge hängt nicht von der Brustgröße sondern von der Stimulation der Brust, der hormonellen Situation und der Speicherkapazität ab.
Die Milchbildung wird direkt nach Geburt erstmal hormonell gesteuert und somit hochgefahren. Nach einiger Zeit, meist 2-4 Wochen, reguliert sich die Milchbildung eher durch das Prinzip: Angebot und Nachfrage.
Aber auch eine sehr kleine Brust kann eine große Speicherkapazität haben und umgekehrt kann die maximale Speicherkapazität einer sehr großen Brust recht gering sein. Forscher haben das einmal untersucht und festgestellt, das jede Frau eine individuelle Speicherkapazität in jeder einzelnen Brust hat. Es ist also bei den meisten Frauen so, dass eine Brust mehr Milch vorhalten kann als die andere Seite. Bei Ihren Untersuchungen fanden die Forscher heraus, das es eine große Spanne zwischen den Speicherkapazitäten gibt: Kapazitäten zwischen 80ml bis 600ml wurden dabei gemessen.
Wenn eine Frau nur eine geringe Speicherkapazität hat, kann sie trotzdem das Kind voll stillen. Denn über 24 Stunden wird trotzdem genug Muttermilch gebildet, wenn die Stimulation ausreichend ist. Wichtig ist hier das Stillen nach Bedarf - und das kann in solch einem Fall auch ein beidseitiges Stillen mit einer Stillfrequenz von 12x in 24 Stunden bedeuten.
Dagegen ist es anderen Frauen möglich auch vielleicht "nur" alle sechs Stunden anzulegen - vielleicht auch nur kurz und einseitig - und trotzdem entwickelt sich das Kind sehr gut.
Aber in jedem Fall ist es wichtig, das dein Baby immer nach seinem natürlichem Bedarf angelegt wird. Dann reguliert es Deine Milchbildung selbstständig, auch wenn einmal mehr Milch erforderlich ist z.B. bei einem Wachstumsschub oder einer Entwicklungsphase.
In der Regel ist auch die Milchmenge nach einer erneuten Entbindung etwas höher, nämlich dann, wenn die Prolaktinrezeptoren in den Milchdrüsen durch häufiges Anlegen in den ersten Tagen vermehrt wird.
Es ist also ein völliger Trugschluss das Frauen mit großen Brüsten auch mehr Milch bilden können. Es sind gut und gerne 97% der Frauen die Ihre Kinder vollstillen können, egal wie groß oder klein die Brüste sind. Sogar komplett einseitiges Stillen ist möglich (z.B. nach Erkrankungen, Operationen) und auch Zwillinge können ohne Probleme von einer Frau mit kleinen Brüsten vollgestillt werden.
Liebe Grüße und bis bald,
Copyright © 2018 Andrea Böttcher