Das große Geschäft der kleinen Kinder

02. Januar 2019

veröffentlicht von: Andrea Böttcher,

Kinderkrankenschwester

Fachkraft für Stillförderung, Laktationsberaterin, Stillbeauftragte für die Klinik

Referentin für Stillen und Säuglingsnahrung Schlafberaterin 1001 Kindernacht 

Schlafberaterin 1001 Kindernacht 

Selten wirft ein Thema so viele Fragen auf, wie das Stuhlverhalten von Babys im ersten Lebensjahr. Daher möchte ich Euch hier einmal einen Überblick verschaffen was, wann und wie vollkommen normal ist und wie individuell das Stuhlverhalten eines Babys sein kann.

 

Beginnen wir am Anfang:

Mekonium oder Kindspech:

So heißt der erste sehr dunkle und sehr zähe Stuhl des Neugeborenen. Nach spätestens 8 Stunden soll das Kind das erste Mal Mekonium abgesetzt haben. Danach verändert sich der Stuhl in Konsistenz und Farbe. Dabei wird aus dem fast schwarzen Kindspech ein immer gelblich-grüner werdender Muttermilchstuhl. Muttermilch regt die Verdauung sehr stark an, ein häufiges Anlegen kann daher die Mekoniumausscheidung deutlich beschleunigen und damit auch einer Neugeborenengelbsucht vorbeugen. Denn das was die Kinder gelb macht, kann einfach gesagt, über Stuhl und Urin ausgeschieden werden.

 

Muttermilchstuhl:

Sieht individuell sehr verschieden aus:

Grundsätzlich ist er von der Farbe und Konsistenz her nicht mehr mit Mekonium zu vergleichen. Alle Schattierungen von Gelb bis Grün können vertreten sein. Auch eine Konsistenz von breiig, weich geformt, über flockig, bis spritzend ist alles dabei und ganz normal. Daher empfiehlt es sich beim Temperaturmessen immer etwas seitlich zu stehen. ;)

Muttermilchstuhl stinkt auch nicht. Er hat einen leicht säuerlichen Geruch der an Quark oder Sauerkraut erinnert.

 

Muttermilchstuhl bis zur 6. Lebenswoche:

Der Stuhlgang in den ersten Wochen gibt in der Regel relativ verlässliche Anhaltspunkte, ob das Baby ausreichend Milch zu sich nimmt. Babys in diesem Alter sollten mindestens 4 mal täglich Stuhl absetzen. Wird diese Frequenz nicht erreicht, sollte mit einer kompetenten Stillberaterin und gegebenenfalls mit der Waage kontrolliert werden, ob das Kind ausreichend Kalorien erhält. Seltener Stuhlgang und Verstopfung zu diesem Zeitpunkt sind wichtige Alarmsignale, die man nicht ignorieren sollte. Aber dennoch gibt es auch Kinder, bei denen ein seltener Stuhlgang vollkommen normal ist. Daher also Abklären und ruhig bleiben.

 

Wird bereits zugefüttert kann sich das Stuhlverhalten verändern, da PRE Nahrung den Darm weniger stimuliert als Muttermilch.

 

Muttermilchstuhl nach der 6. Lebenswoche:

Häufig kommt es in diesem Lebensalter oder später zu einer Umstellung des Stuhlverhaltens. Vielleicht haben die Kinder weiter mehrmals täglich Stuhl, viele Kinder haben aber wesentlich seltener Stuhlgang. 10 bis 14 Tag ausschließlich Harn in der Windel ist durchaus normal. Wichtig ist, das sich das Kind nicht quält bzw. Schmerzen hat, wenn es dann Stuhl absetzen muss.  Muttermilchstuhl bleibt von der Konsistenz weiter weich. Aufgrund von zugefütterter Nahrung kann der Stuhl aber fester werden. Dies gilt es zu beobachten.

 

Stuhlgang eines nicht gestillten Kindes:

Dieser Stuhlgang ist etwas fester in der Konsistenz, aber nicht hart. Solange ausschließlich PRE-Nahrung gefüttert wird, erhält das Kind auch nur Laktose als einzigstes Kohlenhydrat, welches eine abführende Wirkung hat. Kinder, die mit Formula-Nahrung ernährt werden, sollten alle 3-4 Tage Stuhl absetzen. Dieser ist dann weich, breiig bis geformt und riecht etwas stärker.

 

Stuhlverhalten bei Beikost:

Mit der Beikosteinführung verändert sich das Stuhlverhalten meist sehr zügig. Oftmals wird seltener Stuhl abgesetzt und auch die Konsistenz ist jetzt eher breiig bis geformt, sollte aber weiterhin weich sein. Teilweise kann man sogar erkennen, was am Tag zuvor gegessen wurde.

Der Stuhl verändert seine Farbe zu grünlich-braun, je nach dem wie viel Beikost bereits gefüttert wird und wie viel Milch das Kind noch erhält. Ab der Beikost kann ein Stuhl auch unangenehm riechen. Der Darm muss sich erst auf die Beikost einstellen, so dass manche Kinder besonders zur Beikosteinführung Probleme mit etwas Verstopfung haben können. Hier sollte sich dann fachlicher Rat über eine Stillberaterin oder ggf. über den Kinderarzt geholt werden. Oftmals reicht auch eine Gegenregulierung durch andere Lebensmittel.

Die Frequenz sollte nach der Beikosteinführung bei etwa alle 2 Tage Stuhlgang liegen.

 

Hat mein Kind Durchfall?

Viele Eltern verwechseln die dünnere Konsistenz des Muttermilchstuhls mit Durchfall. Muttermilch wirkt so verdauungsfördernd, dass oftmals bei jedem Stillen Stuhl abgesetzt wird.

Ein echter Durchfall ist aber bei gestillten Kinder selten, da die Muttermilch antibakteriell und antiviral wirkt. Einen echten Durchfall erkennst Du daran, dass Dein Kind min 5-6x in 24 Stunden einen flüssigen Stuhl absetzt und:

  • Dein Kind fiebert
  • der Stuhl sehr übelriecht
  • Dein Kind einen schlechten Allgemeinzustand zeigt
  • vielleicht auch nicht trinken mag
  • vielleicht auch beginnt zu erbrechen
  • echter Durchfall ist noch viel häufiger als 6x täglich

Bei echtem Durchfall kontaktiere bitte Deinen Kinderarzt/Kinderärztin. Die hohen Flüssigkeitsverluste können für einen Säugling schnell problematisch werden - Austrocknung droht.

 

Ist mein Kind verstopft?

Wie bereits beschrieben, ist in den ersten Wochen seltener Stuhlgang ein wichtiges Alarmsignal. Wenn das Kind nur selten Stuhl hat muss dringend das Gewicht kontrolliert werden. Die Ausscheidung gehört hier zu den Kriterien eines guten Gedeihens.

Nach der 4.- 6. Lebenswoche sind seltene Stuhlgänge möglich. Auch wenn das Kind 10 bis 14 Tage keinen Stuhl hat, ist dies KEINE Verstopfung und bedarf KEINER Therapie. In der Regel bleibt der Stuhl auch weich. Manchmal reagieren Kinder auf das vielleicht ungewohnte Gefühl im Bauch. Sollte das Baby jedoch einen harten Bauch oder große Schmerzen haben, bitte vom Kinderarzt anschauen lassen.
Nach Einführung der Beikost berichten immer wieder Mütter, dass ihre Kinder unter harten und seltenen Stühlen leiden. Hier kann ernährungsbedingt viel gegenreguliert werden. Denn es gibt Lebensmittel die eher neutral, stopfend und auflockernd wirken. Und trotzdem musst Du die Lebensmittel für Dein Kind finden und beobachten, wie sie bei deinem Kind wirken. Jedes Kind reagiert anders auf Möhre, Pflaume und Co.
Verstopfung und jetzt?
Muttermilch enthält viel Milchzucker, welcher eine leicht abführende Wirkung hat. Hat das Baby bereits mit Beikost begonnen, dann ist es meist sinnvoll, einen kleinen Schritt zurück zum Stillen zu machen. Die Beikostmenge verringern und wieder häufiger stillen.
Hast Du schon einmal versucht Dein Kind abzuhalten? Besonders wenn die Kinder Mühe mit dem Stuhlabsetzen haben, kann die Position des Abhaltens hier sehr unterstützen.
Wenn der Stuhl zu fest wird, kann er beim Absetzen Schmerzen bereiten, es entstehen kleine Fissuren am After. Daher sollte man insbesondere mit Beikost auf regelmäßigen Stuhlgang achten. Verbleibt der Stuhlbrei zu lange im Dickdarm, wird ihm mehr Wasser entzogen, die Stuhlsäule wird trockener und fester und dies bewirkt die zuvor beschriebenen kleinen aber schmerzhaften Verletzungen, so dass die Kinder sich vor dem Stuhlgang fürchten und aktiv das Absetzen des Stuhlganges hinauszögern.
Gerade zu Beikostbeginn sind manche Babys von größeren Mengen Stärke überfordert, daher stärkehaltige und stopfende Lebensmittel in kleinen Mengen anbieten und die Menge nur langsam steigern oder für einige Tage gänzlich meiden.
Beispiele für stärkehaltige und eher stopfende Lebensmittel:
  • Getreide und Getreideprodukte
  • Kartoffel, Reis
  • Karotten
  • Banane
Beispiele für stuhllockernd sind:
  • Zucchini, Fenchel, Brokkoli, Blumenkohl, Kohlrabi
  • Hirse, Hafer
  • gekochter Apfel, Birne, Aprikose, Pflaume
  • und bitte nicht vergessen: ausreichend Fett, auch in Glässchen bitte 1-2 Teelöffel einfügen
Tipps:
  • Lebensmittel entsprechend auswählen
  • Der Schließmuskel soll entspannt und weich bleiben, also bitte kalte Feuchttücher zum Reinigen meiden, sondern nutze lauwarmes Wasser oder Öl.
  • Mit dem Finger und etwas Öl kann der Schließmuskel von außen massiert zu werden.
  • Massiere ruhig  2mal täglich den Bauch deines Kindes im Uhrzeigersinn um den Nabel.
  • Achte darauf, dass die Windel nicht zu eng sitzt. zwei Finger breit sollten auf jeden fall noch Platz sein und am besten immer wieder einmal nackt strampeln.
  • Ein warmes Bad und das Tragen im Tragetuch (direkt am eigenen Körper) kann die Darmfunktion anregen.
  • Je älter Dein Kind wird desto wichtiger ist es, auch darauf zu achten, dass Dein Kind insgesamt ausreichend Flüssigkeit und ausreichend Ballaststoffe zu sich nimmt. Das ideale Getränk ist Wasser. Tee sollte eher als Medizin eingesetzt werden und nicht als Durstlöscher. Und auch Kuhmilch gilt nicht als Getränk, sondern als Lebensmittel.

                                                              Liebe Grüße und bis bald,

                        

                                                                                                

 

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