02. Januar 2019
veröffentlicht von: Andrea Böttcher
Kinderkrankenschwester
Fachkraft für Stillförderung, Laktationsberaterin, Stillbeauftragte für die Klinik
Referentin für Stillen und Säuglingsnahrung
Schlafberaterin 1001 Kindernacht
Warum sollten sich werdende Eltern eigentlich erst nach der Geburt genauer mit der Ernährung Ihres Babys befassen? Die meisten Schwangeren haben sich zu Beginn des zweiten Trimenon bereits entschieden, ob sie Stillen möchten oder nicht.
Aber damit sind ja nicht alle Dinge geklärt.
Als nächstes kommt die Frage, was muss ich noch kaufen? der Markt für Produkte, egal ob sie mit dem Stillen oder der Flaschenernährung zu tun haben, ist riesig, unübersichtlich und millionenschwer. Und sicherlich das Meiste überhaupt nicht nötig.
Auch über solche Dinge gibt eine Stillberatung Auskunft, egal ob Du stillen möchtest oder nicht. Eine gute Stillberaterin berät Dich auch zu all Deinen Fragen zur Flaschenernährung.
Aber widmen wir uns nun mal der Stillberatung für Schwangere. Einige fragen sich jetzt: Wozu soll das gut sein? Nun ganz klare Antwort: Es gibt viele Probleme die überhaupt nicht erst entstehen, wenn Du vor der Geburt die nötigen Informationen dazu hattest. Auch wenn wir werdenden Eltern, besonders beim ersten Kind wissen was normal ist, macht es uns einfacher, mit verschiedenen Situationen umzugehen.
Die ersten Tage nach der Entbindung sind entscheidend für den Verlauf der weiteren Stillzeit. Wer hier richtig agiert und selbstbestimmt und eigenverantwortlich handelt legt einen wichtigen Grundstein für eine langfristige, erfolgreiche und problemfreie Stillzeit. Auch die Einbindung und Information des Partners hat einen sehr großen Einfluss auf das erfolgreiche Stillen. Männer und Frauen ticken einfach anders und benötigen Ihre Infos zu unterschiedlichen Zeiten und in unterschiedlicher Aufbereitung.
In diesen Fällen empfehle ich Dir, dich bereits in der Schwangerschaft beraten zu lassen:
- wenn Du noch nicht weisst, wie Du Dein Baby ernähren möchtest.
- wenn Du Fragen zum Stillen und zur Säuglingsernährung hast.
- bevor Du einen Babymarkt stürmst und Dich auf Anraten der Verkäuferin mit allem eindeckst, was die Welt nicht braucht.
- bei vorzeitigen Wehen bzw. wenn Frühgeburtsbestrebungen vorhanden sind.
- wenn ein möglicher Kaiserschnitt im Raum steht.
- wenn Du Mehrlinge erwartest.
- wenn Du keine Nachsorgehebamme gefunden hast.
- wenn Du bereits negative Stillerfahrungen gemacht hast.
- wenn Du oder Dein Kind unter einer Erkrankung oder Behinderung leidet.
- nach Operationen oder Verletzungen im Brustbereich jeglicher Art.
- wenn Du stillst und wieder schwanger bist .
- wenn Du Dich für Tandemstillen interessierst.
Aber auch wenn einer der folgenden "Erkrankungen" vor liegen. Denn meist wirken sich diese massiv auf die Stillfähigkeit und die Milchbildung aus.
Erkrankungen der Mutter:
- Diabetes Typ I
- Gestationsdiabetes in jeglicher Form
- Insulinresistenz
- PCO-Syndrom (Polyzystisches Ovarial-Syndrom)
- Migräne
- Epilepsie
- Erkrankungen/Störungen der Schilddrüse und der Hypophyse aller Art
- Neurodermitis
- Adipositas
- Eisenmangel bzw. niedrigem Hb-Wert
- Infektionskrankheiten wie CMV, Hepatitis und HIV
- bei einer regelmäßigen Medikamenteneinnahme
- bei einer veganen Lebensweise
Innerhalb der Geburtsvorbereitungskurse gibt es meist auch eine Einheit zum Thema Stillen. Hier erfährst Du neben der Theorie auch etwas über praktische Stillpositionen. Entscheidend ist hier aber welchen Schwerpunkt die Hebamme setzt. Nicht jede Hebamme hat eine Zusatzqualifikation in Stillberatung. Zudem können spezielle Fragen und Problematiken in der Regel nicht im Rahmen dieser Infoeinheit geklärt werden. Es ist also entscheidend welche Erfahrungswerte Deine Hebamme hat und wo sie Ihre Schwerpunkte setzt bzw. inwieweit Sie außerhalb Ihres Berufsfeldes weiter fortgebildet ist. Hier hilft nachfragen.
Bücher und Internetforen helfen in der Regel nur eingeschränkt. Das Problem ist: Wer ist für Dich Ansprechpartner, wenn innerhalb des Buches eine Frage auftritt? Zudem sind viele Bücher sehr problemorientiert verfasst. Aber gerade das möchte ich Euch ja ersparen. Leider sind Bücher auch gerne schnell schon wieder "von gestern" und einfach veraltet. Mythen, Märchen und Legenden überleben aber leider sehr hartnäckig.
Also wirst Du auch immer noch den ein oder anderen guten Tipp Deiner Oma, Mutter, Schwester und besten Freundin bekommen. Diese Ratschläge sind in der Regel sehr lieb und gut gemeint, allerdings haben Sie den Nachteil, das sie der Mutter in einer bestimmten Situation geholfen oder eben nicht geholfen haben.
Jede Situation im Leben Deines Kindes in ein einmaliger Augenblick, der so niemals wiederkehrt. Jedes Mutter-Kind-Paar ist einzig. Das was Dir hilft und nützlich erscheint, kann bei einem andere Stillpaar oder in einer anderen Situation die größte Katastrophe sein.
Wer auch immer Dich berät sollte immer unabhängig und unvoreingenommen sein. Keine große emotionale Bindung zu Dir haben und Dir nicht den einen Weg vorgeben, sondern Dir Alternativen bieten.
Und ganz wichtig: Zugeben wenn er selbst nicht weiter weiss und Dich an die Stellen weitervermitteln, die Dich so unterstützen können, wie Du es benötigst.
Liebe Grüße und bis bald,
Copyright © 2019 Andrea Böttcher