sicherer Babyschlaf und Familienbett

15. Februar 2019

veröffentlicht von: Andrea Böttcher,

Kinderkrankenschwester

Fachkraft für Stillförderung, Laktationsberaterin, Stillbeauftragte für die Klinik

Referentin für Stillen und Säuglingsnahrung

Schlafberaterin 1001 Kindernacht

Alle Eltern stellen sich irgendwann die Frage: wie gestalten wir den Schlafplatz unseres Kindes und was ist zu beachten. Daher möchte ich Euch heute einmal einige Infos zu den wichtigsten Aspekten geben.

 

Das Thema plötzlicher Kindstod (SID) spielt für alle Eltern eine entscheidende Rolle. Wichtig ist zu verstehen, was hinter dem begriff steht:

 

Der plötzliche Kindstod wird definiert als Tod eines Säuglings in den ersten 12 Lebensmonaten, welcher aufgrund der Anamnese unerwartet ist und bei dem die Auffindsituation, die äussere Besichtigung des Körpers sowie die Autopsie keine Befunde ergeben haben, die aus klinischer und histologisch-pathologischer Sicht als todesursächlich gelten.

 Quelle: Bedsharing und plötzlicher Kindstod: aktuelle Empfehlungen, Oskar Jenni et al. Paediatrica, Vol. 24 Nr. 5 2013

 

Das Bedeutet das bislang nicht geklärt werden kann, warum ein Kind, in diesem Fall, verstorben ist. Da die Ursachen nicht klar definiert werden können, können als präventive Maßnahmen auch nur Vorschläge gemacht werden, die aufgrund Erfahrungswerten potentiellen Risikofaktoren entgegenwirken.

 


Immer wieder werden im Bereich des Kinderschlafes auch die Begriffe Bedsharing und Co-Sleeping verwendet. Aber was heißt das eigentlich?

 

Co-Sleeping...

darunter versteht man das Schlafen in der Nähe, im gleichen Raum oder im Bett der Eltern. Da dieser Begriff eigentlich vollkommen undeutlich ist hat sich der weitere Begriff des Bedsharings etabliert, gerne im deutschen auch Familienbett genannt.

 

Bedsharing...

ist also das gemeinsame Schlafen von Baby und Eltern im gleichen Schlafplatz.

 

Die derzeitigen Empfehlungen auch bzgl. der SID Prophylaxe besagen das der sicherste Schlafplatz eines Babys das eigene Bett im Schlafzimmer der Eltern darstellt. Wobei eine gute Möglichkeit hierzu auch der Schlafplatz für das Baby ist, der an das elterliche Bett fest verankert werden kann.

 


Grundsätzliche Anforderungen an den Schlafplatz eines Säuglings:

  • feste Unterlage
  • Schutz vor Überwärmung, Raumtemperatur max. 19°C
  • angepasste, atmungsaktive Baumwollkleidung, keine Kopfbedeckung
  • idealerweise Schlafsack
  • rauchfreie Umgebung, auf jeden Fall dort wo das Kind schläft (Raucht ein Elternteil, sollte er nicht zusammen mit dem Kind in einem Bett schlafen)
  • Eltern dürfen nicht unter dem Einfluss von Alkohol, Drogen oder Medikamenten stehen (Schlafverhalten wird verändert, Vorsicht bei so manchem Erkältungs-Kombipräparat)
  • Abstand zwischen den Gitterstäben min. 4,5cm, max. 6,5cm
  • Abstand zwischen Lattenrost und Oberkante des Kinderbettes min. 60cm, um ein herausstürzen zu verhindern
  • keine Klettermöglichkeiten bieten, Spielzeug gehört nicht in ein Kinderbettchen
  • keine scharfen Kanten oder Ecken
  • Sprossen und Latten sind fest verleimt
  • es sind keine Spalten, Ritzen oder Kordeln vorhanden
  • der Schlafplatz ist standfest und gegen herausfallen gesichert
  • Bohrungen und Schrauben sind abgedeckt
  • keine hervorstehenden Teile
  • der Schlafplatz ist ausreichend groß und gut belüftet
  • Haustiere gehören nicht ins Bett
  • Wasserbetten, Sofas oder weiche Matratzen bieten keine geeignete Schlafstätte

Eine Checkliste zum Thema Gitterbett, von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, findet Ihr hier:

 

https://www.kindergesundheit-info.de/fileadmin/user_upload/kindergesundheit-info.de/Download/Unfallverhuetung/Checklisten_Kindersicherheit/checkliste-gitterbettchen.pdf

 

Und wie ist das mit dem Familienbett?

Natürlich sind auch beim Familienbett oder Bedsharing die entsprechenden Sicherheitshinweise zu beachten. Zu den regulären Anforderungen an einen Schlafplatz kommen beim gemeinsamen Schlafen noch folgende Aspekte hinzu:

  • Das Baby wird idealerweise gestillt (Stillen ist ein wichtiger Schutzfaktor und reduziert das SIDS Risiko um knapp 50%) und darf dann neben der Rückenlage auch in abgestützter Seitenlage neben der Mutter schlafen. Das ermöglicht das Stillen nach Bedarf. Die Bauchlage ist zu vermeiden.
  • Ist ein Baby abgestillt, erhält es einen Schnuller, wenn es diesen möchte, das verbessert die Atmung.

 

  • Liegt ein Baby zwischen den Eltern muss die Liegefläche großgenug sein (min. 1,80 m bis 2 m). Zudem muss gewährleistet sein, dass das Kind nicht in die Ritze zwischen den beiden Matratzen rutscht.
  • Ein Baby gehört niemals zwischen Mutter und Geschwisterkinder oder direkt zwischen Geschwisterkinder zum Schlafen - sondern zwischen Mutter und Wand. Alles andere kann zum Risiko werden.
  • Bei stark übergewichtigen Eltern sollte nur ein Elternteil mit dem Kind das Bett teilen.
  • Zwillinge dürfen sich einen sicheren Schlafplatz teilen, Frühchen gehören aufgrund ihrer Unreife auf einen eigenen Schlafbereich direkt angrenzend zur Mutter.
  • Ein Säugling sollte nie alleine und unbeaufsichtigt im Bett der Eltern bleiben.
  • Beim Familienbett muss das Kind vor dem Herausfallen geschützt sein.
  • Achtung auch bei Kissen in Kopfnähe des Kindes, Tücher, Kuscheltiere etc.

                                                             Liebe Grüße und bis bald,

                        

                                                                                               

Quelle:

Bedsharing und plötzlicher Kindstod: aktuelle Empfehlungen, Oskar Jenni et al. Paediatrica, Vol. 24 Nr. 5 2013

1001 Kindernacht Sicherheitsempfehlungen, 2019

Renz-Polster, Herbert; Menschenkinder - Plädoyer für eine artgerechte Erziehung; Kösel Verlag

Lüpold ,Sibylle; Ich will bei euch shclafen - ruhige Nächte für Eltern und Kinder; Urania Verlag

BZgA Checkliste Gitterbett

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