Stillfreundliche Erstausstattung

18. März 2019

veröffentlicht von: Andrea Böttcher,

Kinderkrankenschwester

Fachkraft für Stillförderung, Laktationsberaterin, Stillbeauftragte für die Klinik

Referentin für Stillen und Säuglingsnahrung

Schlafberaterin 1001 Kindernacht

Immer wieder kommt die Frage auf: "Was brauche ich eigentlich für mein Baby ?"

Die Industrie ist da sehr kreativ mit all den tollen, bunten und vor allem teuren Dingen, die ein gerade neugeborenes Baby angeblich so alles benötigt. Diese Industrie macht Milliarden Umsätze weltweit und alleine darum geht es denen. Ganz häufig ist es leider auch ein Spiel mit der Angst der Eltern etwas falsch zu machen oder gar die Gesundheit  und die Entwicklung des Baby zu gefährden.

Was also braucht man für so ein kleines Wesen wirklich? Eigentlich nicht viel. Und dieses wenige kostet auch nicht viel - zum Leidwesen einiger Unternehmer.

Das Euer Kind etwas zum Anziehen benötigt, ist klar. Ob Ihr hierbei auf Bodys, Flügelhemdchen, Ein- oder Zweiteiler zurückgreift ist Euch überlassen. Am praktischsten sind anfangs Kleidungsstücke, die nicht über den Kopfgezogen werden müssen, denn gerade hier haben Eltern am Anfang einige Schwierigkeiten mit dem Handling.  Aber auch das wird besser.

Gebrauchte Kleidung hat den Vorteil, das Schadstoffe bereits gründlich ausgewaschen wurden, zudem haben die meisten Kinder die anfänglichen Größen nicht lange und immer nur kurz an. Ersteres liegt am schnellen Wachstum und zweiteres am spucken, "Windelauslaufen" und dem kleckern beim Stillen oder Flasche trinken (wobei ich sagen muss: kleckert ein Kind beim trinken und läuft ihm die Milch seitlich aus dem Mund, ist das ein Fall für die Stillberatung, dann hat es Probleme das Vakuum zum saugen richtig aufzubauen.)

Kinderzimmer? Eigenes Bett? Du wirst ganz schnell bemerken, das es überhaupt nicht die Intention Deines Babys ist getrennt von Dir zu sein. Sobald ihm der Abstand zu groß wird, wird es vermutlich anfangen zu weinen. Für ein Neugeborenes bzw. einen kleinen Säugling bedeutet das: ich bin nicht mehr im direkten Hautkontakt zu meinen Eltern, also potentielle Lebensgefahr.

Dein Baby weiss nichts von Fußbodenheizung, Gitterbett, eigenem Zimmer und Babyfon - sein kleines Gehirn ist rein auf instinktives verhalten programmiert und das geht vom Säbelzahntiger hinter dem Sofa und vom Erfrierungstod durch vergessen werden aus, sobald es "alleine", also ohne direkten Kontakt ist.

Hier einmal eine Übersicht, was ich aus meiner Erfahrung als Mutter, Kinderkrankenschwester und Stillberaterin als stillfreundliche und bedürfnisorientierte Erstausstattung für Mutter und Kind ansehe:

Erstausstattung für das Baby:

Wichtig ist natürlich, dass die Kleidung der Jahreszeit angepasst ist. Grundsätzlich empfiehlt sich auf reine Baumwolle bzw. Naturfasern zurückzugreifen.

Die Größe kommt auf Dein Kind an: Ein Kind mit einem Geburtsgewicht unter 3kg, dem reicht Größe 50, bei 3,5 kg ist es Größe 56 und Kinder über 4,5kg mit sehr großem Kopf können ggf. auch schon mal Größe 62 brauchen.

Für Frühchen gibt es natürlich auch kleinere Größen bei den meisten Firmen mittlerweile zu kaufen.

Wie viele Spucktücher und Kleidungsstücke ein Kind braucht, auch das ist unterschiedlich. 6-8 Monturen und Spucktücher reichen meist, hast Du mehr, hast Du auch länger Zeit zum waschen und trocknen.

Des Weiteren braucht ein Baby:

• entspannte Eltern, die Ihrem Instinkt folgen und das tun, was Sich für sie richtig anfühlt
• unendlich viel direkten Haut-an-Haut-Kontakt
• Stillen, Tragen und kuscheln ohne zeitliche Begrenzungen
• Autoschale – lass Dir beim Kauf zeigen, wie Du sie richtig einbaust!
• Wickelmöglichkeit mit Auflage (das kann auch schon ein weiches Handtuch sein)
• Fieberthermometer, denn die einzige korrekte Messung bei einem kranken Baby ist im Po, alles andere ist ungenau
• Schlafsack oder Pucksack
• Tragetuch oder Tragesystem das schnell von Mama auf jemand anderes umgestellt werden kann
• ein Beistellbett, idealerweise fest mit Mamas Bett verankert (und wenn es nur als Herausfallschutz und Ablage für alle möglichen Dinge dient)
• Nagelschere
• große Handtücher oder Kaputzenhandtücher

Erstausstattung für Mama:

• gut sitzende Still-BH´s
• ggf. Stilleinlagen, am Anfang kann man schon einmal „auslaufen“
• einen bequemen Ort zum Stillen bzw. füttern
• ggf. Stillkissen, es tut aber auch eine Auswahl ganz normaler Kissen oder Sofakissen
• Wickeltasche mit viel Stauraum
• immer genug Wasser bzw. Getränke in der Nähe, denn Stillen macht durstig
• gesunde Snacks, die schnell Energieliefern wie: Obst und Rohkoststix, Studentenfutter, Nussmischung und auch mal das Stück Schokolade

Was Ihr definitiv nicht braucht:

• Flaschen, Sauger und Milchpulver, für alle Fälle. Bevor Du das nutzt, melde Dich bei einer Stillberaterin!
•  Milchpumpe, Brusthütchen und andere Hilfsmittel - es sei denn es besteht eine echte Indikation. Auch das sagt Dir Deine Stillberaterin und berät Dich noch dazu auf was Du achten musst
• "Stilltees, -säfte, -Shakes", "Milchbildungskugeln", "Milchbildungstees" ider sonstige Pülverchen oder Nahrungsergänzungsmittel. Eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung reicht aus und ja Du darfst auch alles Essen. das einzigste Mittel um die Milchbildung effektiv zu steigern: Stillhäufigkeit von min. 8-10x in 24Std.
• Sind Ratschläge in Richtung Kinderverwöhnen, nächtliches Durchschlafen, zu viel Tragen, festen Zeiten zum "Essen".

Das ideale Geschenk für frisch gebackene Eltern sind meiner Meinung  nach Freunde und Familie, die Ihre Hilfe anbieten, ohne Erwartungen oder Gegenleistungen daran zu knüpfen. Eine Oma die nur schnell etwas zu Essen bringt, eine Freundin die mal kurz einkaufen geht oder fragt ob man noch was mitbringen soll. Der Kumpel, der mit dem großen Kind einen kleinen Ausflug zum Spielplatz macht. Das beste Geschenk ist Zeit.

Eine ganze Reihe von Tipps für "junge Eltern findest Du auch auf meiner Facebook Seite der Eifel-Stillberatung. 

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                                                          Liebe Grüße und bis bald,